Zahlen und Daten
Berechnungen von Silbernetz zufolge sind in Deutschland rund acht Millionen Menschen im Alter zwischen 60 und 99 wenigstens einen Teil ihrer Zeit von Einsamkeit oder Isolation betroffen.
Alterseinsamkeit und ihre Gesundheitsrisiken sind in Deutschland kaum erforscht. Zahlen, die ihren Weg in die Medien finden, stammen aus britischen oder amerikanischen Studien, die zum Teil mehrere Jahre alt sind, darunter Lunstad, Smith, Social Relationships and Mortality Risks – A Metaanalytic Review, erschienen im Juli 2010 im Journal TB PLoS Med.
Acht Millionen zeitweise einsam oder isoliert lebender Älterer
Wie kommt Silbernetz auf diese Zahl? Die Berichte, die wir bei unseren Internet-Recherchen fanden, beziehen sich nicht immer auf identische Bevölkerungssegmente, deshalb haben wir die Zahl aus mehreren Quellen zusammengefügt.
Dem Deutschen Alterssurvey (DEAS) vom Februar 2014 zufolge gibt rund ein Drittel der Befragten in der Altersgruppe 40 bis 85 an, dass: „[...], dass Einsamkeitsgefühle teilweise zutreffend die eigene Gefühlslage beschreiben.“ (Quelle: dza-Informationsdienst Altersfragen, S. 5). In diese Altersgruppe fallen laut Bevölkerungsstatistik (Statista) der Bundesrepublik Deutschland 2016 insgesamt rund 45 Millionen Menschen. Das bedeutet, in Deutschland fühlen sich etwa 15 Millionen Menschen im Alter zwischen 40 und 85 zumindest zeitweise einsam.
Die Altersgruppe 60+, um die es in unserer Betrachtung geht, wird vom DEAS Alterssurvey nicht gesondert betrachtet. Zu dieser zählen Statista zufolge in Deutschland rund 22 Millionen Menschen. Wenn wir davon ausgehen, dass der Anteil von Menschen mit Einsamkeitsgefühlen in den Altersgruppen 40 bis 85 und 60 bis 85 in etwa gleich ist, bleiben sieben Millionen Menschen zwischen 60 und 85, die zumindest teilweise einsam sind.
Hinzu kommen die über 85-Jährigen, die in der Ermittlung von dza / DEAS nicht erfasst sind. Das waren 2016 etwa zwei Millionen Menschen in Deutschland, mit steigender Tendenz. Dieses Bevölkerungssegment wurde 2013 für die Hochaltrigen-Studie des Generali-Zukunftsfonds untersucht. Danach haben knapp 40 Prozent der Menschen zwischen 85 und 99, also noch deutlich mehr als in der Gruppe der "jüngeren Alten", zeitweise intensive Einsamkeitsgefühle (S. 15). Das heißt, etwa 800.000 Menschen im Alter 85+ sind von dem Problem betroffen.
Damit ergibt sich eine Gesamtzahl von Einsamkeit zumindest teilweise Betroffener von rund acht Millionen Menschen im Alter von 60 bis 99 Jahren in Deutschland - das ist die Zielgruppe von Silbernetz.
Zahlen aus dem Pilotprojekt 2013 der Silver Line Helpline
Der Evaluation des Pilotprojekts der britischen Schwester-Organisation Silver Line Helpline vom November 2013 zufolge fühlen sich im Vereinigten Königreich mehr als eine Million Menschen über 65 oft oder immer einsam (insgesamt geben neun Millionen Briten an, sich oft allein zu fühlen). Noch einmal die gleiche Anzahl fühlt sich zu Hause gefangen. Jede/r zweite Mensch über 75 lebt allein. Ein Fünftel von ihnen verbringt an einem normalen Tag überhaupt keine Zeit mit irgendeinem anderen Menschen (S. 9). Das Fernsehen ist die zentrale und oft die einzige Form Kommunikation mit der Außenwelt.
Die demografischen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte erlauben den Schluss, dass diese Zahl in Zukunft noch deutlich ansteigen wird. Die Menschen werden älter. Einsamkeit und Isolation Älterer als ein breites gesellschaftliches Problem werden damit ebenfalls zunehmen.
In den kommenden Monaten planen wir, an dieser Stelle weitere Berichte und Studien im Detail vorzustellen. Wir nehmen Kontakt zu Wissenschaftler_innen auf und präsentieren Daten, sowie sie verfügbar werden. Hinweise auf Forschungsprojekte in Deutschland und weltweit nehmen wir gern entgegen.
|