Das sagt Ashton Applewhite, Autorin von This Chair Rocks: A Manifesto Against Ageism und Frontfigur einer amerikanischen Bewegung gegen Altersdiskriminierung. Ihr TED-Talk Let's end ageism vom August 2017 (Englisch mit zuschaltbaren englischen Untertiteln) deckt Falschbehauptungen über das Alter(n) auf, analysiert Vorurteile und Fakten, amüsiert und begeistert (uns). Empfohlen von Annalena Rehkämper, Vorstandssprecherin Projekt Denkende Gesellschaft e.V.
Noch ist dem Objekt in der Wollankstraße in Berlin Wedding deutlich der Status als früherer Gemischtwarenladen für Kleidung, Taschen und Schuhe abzulesen. Auch Blumen wurden im Erdgeschoss des schmucklosen fünfstöckigen Wohnhauses aus dem frühen 19. Jahrhundert schon verkauft und im Keller sind noch die Überreste der Einrichtung einer Fleischerei zu finden, die es einst beherbergte. Doch die Aufräumarbeiten haben begonnen und in Kürze geht es auch mit dem Umbau los. Wir freuen uns darauf, im Herbst mit der Geschäftsstelle und der Anrufzentrale des Hilfetelefons einziehen zu können. Silbernetz-Frontfrau Elke Schilling und die Chefin der Gercke-Lala-Stiftung zur Förderung von Altenhilfe und selbstbestimmtem Leben im Alter, die uns die Räume zur Verfügung stellt, hatten sich im Dezember letzten Jahres, kurz vor dem Abheben des Weihnachtstelefons, durch einen gemeinsamen Kontakt kennengelernt. Der Funke flog und Heidi Gercke bot quasi sofort ihre Unterstützung für das temporäre Weihnachtstelefon und den weiteren Weg des Projektes an. Dieser weitere Weg stand für einige Monate auf wackligen Füßen, doch nachdem das Unternehmen Silbernetz nun für mindestens zweieinhalb Jahre finanziell abgesichert ist, steht dem baldigen Baubeginn nichts mehr im Wege.
Silbernetz trifft im Jobcenter Berlin Lichtenberg mit zukünftigen Mitarbeiter_innen zum Vorstellen und Kennenlernen zusammen. Mit dabei: Birgit Monteiro, Bezirksstadträtin und stellvertretende Bezirksbürgermeisterin von Lichtenberg und Andrea Käthner-Isemeyer, Abteilungsleiterin Gesundheit/ Soziales beim Humanistischen Verband Deutschlands (HVD BB K.d.ö.R.). Von den elf Bewerber_innen mit Schwerbehinderungen, die vom Jobcenter gefördert werden, nehmen voraussichtlich ab September zunächst fünf Frauen und Männer ihre Arbeit bei uns auf. Das Jobcenter bereitet sie u. a. mit einer Computerschulung auf ihre Einstellung vor und Silbernetz bildet sie für die Kommunikation mit unseren zukünftigen Anrufer_innen aus. Damit liegt die Betriebsaufnahme der Anrufzentrale unseres Silbernetz-Soforthilfetelefons auf sicheren Schultern leidenschaftlich engagierter Mitarbeiter_innen.
In Zusammenarbeit von Silbernetz und der ProCurand Stiftung fand unser erster Fachtag in Berlin im Kaisersaal des Seniorendomizils Wilhelm-Stift statt. Ziel des Treffens: über das Thema Alterseinsamkeit zu informieren, Lösungen zu erörtern und - vor allem anderen - Interessierte miteinander ins Gespräch zu bringen, so dass künfig mehr Synergien möglich sind. Das Fachtreffen brachte erstmals Mitarbeiter_innen aus Ehrenamtsteam, Silbernetz-Geschäftsstelle und Projektträger HVD, zukünftige Silbernetz-Freund_innen, Unterstützer_innen und weitere Interessierte am Thema Altereinsamkeit zusammen. Es markiert auch einen Meilenstein auf dem Weg von Silbernetz. Silbernetz mit seinem breiten Hilfeangebot für ältere vereinsamte Menschen sei ein derart komplexes Konstrukt, dass man es korrekterweise Social-Startup nennen müsse, sagt Andrea Käthner-Isemeyer, Abteilungsleiterin Gesundheit/Soziales beim Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg K.d.ö.R., in ihrem Grußwort und kurzem Rückblick auf den gemeinsamen, oft kurvigen Weg. Im HVD sei das Projekt mit seinem Ansatz und mit dem unermüdlichen Einsatz seiner energischen Gründerin Elke Schilling bisher beispiellos. Fast genau vor vier Jahren saß Silbernetz-Gründerin Elke Schilling zum ersten Mal in Käthner-Isemeyers Büro im HVD, der nachfolgend Träger des Projekts werden würde, und erläuterte ihren ambitionierten Plan. Damals ahnte niemand, am allerwenigsten Elke Schilling, dass es so lange dauern würde, ein Hilfeangebot für ältere vereinsamte Menschen ins Leben zu rufen, das zwar außergewöhnlich ist, dessen britisches Vorbild Silverline aber nur ein Jahr gebraucht hatte, um an den Start zu gehen.
In ihrem Vortrag erklärt sie anschaulich die komplexen finanziellen und organisatorischen Strukturen, die in diesen vier Jahren gewachsen sind und das Unternehmen tragen und nutzt dafür Holzspielfiguren und Plastikbausteine. Den fachlichen Teil des Nachmittags bildete der Gastvortrag des erklärten Silbernetz-Fans ("nicht nur wegen meiner Haarfarbe") Professor Dr. med. Rainer Neubart, Gastwissenschaftler an der Charité Berlin, über Einsamkeit und Selbsthilfe. Einsamkeit sei "der Killer Nr. 1 für die Lebensqualität", sagt Neubart, und gerade unter Älteren ein Problem. Das habe viele Ursachen: Das Durchschnittsalter in Deutschland steige in einem Maß, dass es jährlich 1,5 Mio. Zuwanderer bräuchte, um es konstant zu halten. Die Mobilität sinke im Alter aus gesundheitlichen Gründen; das wiederum schränke Kontaktmöglichkeiten ein. Weniger bekannt sei, dass ältere Menschen häufig Kommunikations- und/oder Verständnisschwierigkeiten hätten. Wer aber nicht kommunizieren könne, vereinsame. Die Infrastruktur, wie sie Ältere benötigen (Bänke, öffentliche WC, Verkehrsmittel usw.) sei in den Städten nicht gut genug ausgebaut - und existiere auf dem Land gar nicht.
Den Optimismus lässt sich Neubart trotz solcher Aussichten nicht nehmen, denn Ältere können daran mitarbeiten, die Einsamkeit aufzuhalten. In seinem Buch Selbsthilfe im Alter (leider vergriffen) nennt er zahlreiche Beispiele, wie Ältere sich vernetzen können und Ältere Älteren helfen und ist auch selbst in ihre Umsetzung involviert. Derart theoretisch gerüstet, fanden sich die Teilnehmer_innen nach der Pause in Gespächsrunden zusammen, um selbst nach Lösungen für Alterseinsamkeit zu suchen und Ideen zu sammeln, wie es mit und innerhalb von Silbernetz weitergehen kann - mit nachhaltiger Finanzierung und besserer Vernetzung unter den auf vielerlei Art am Projekt Beteiligten. Helfen im Kampf gegen Alterseinsamkeit könnten Maßnahmen wie:
Auch Ideen, wie Silbernetz zu unterstützen sei, gab es reichlich, und das gleich in drei Bereichen: bei der internen Vernetzung, in der Öffentlichkeitsarbeit und beim Fundraising. Vernetzung
Nebenbei lernte man sich etwas kennen und führte die Gespräche in privateren Runden am reich gedeckten Büffet bis zum Abschluss des Tages weiter. Fazit des Fachtags: Er wird nicht der einzige bleiben. Und die Ideen, Meinungen und Feedbacks werden uns inspirieren.
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October 2022
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