Seit Mitte März sind unsere Angestellten und fast 40 Freiwillige im Homeoffice und nehmen dort die Anrufe am Silbertelefon 0800 4 70 80 90 entgegen.
Nicht jede_r von ihnen hat auch einen Computer zuhause. So können wir nur noch gesammelte Eindrücke von den Gesprächen bekommen, die dennoch eine Menge darüber aussagen, wie Corona vieles verändert. Weit mehr Jüngere als früher rufen uns an mit meist anderen Themen als unsere eigentliche Zielgruppe. Dort jedoch sind die hinzugekommen, die aus einem mobilen, gut vernetzten Alltag durch die verordnete Isolation plötzlich in die Einsamkeit gestoßen wurden. Sie vermissen schmerzlich die üblichen Kontakte und Besuche ihrer Nachkommen und Freund_innen, beklagen auch die ungewohnten Einschränkungen der eigenen Mobilität. Solche, die trotzig darauf beharren, „wenigstens“ selbst einkaufen zu gehen. Die damit ein Stück Autonomie bewahren, die einzige Möglichkeit zum Rausgehen nutzen. Auch weil nur sie selbst präzise wissen, welche Kartoffelsorte sie wollen, eben nicht irgendeine, die ein wunderbar hilfsbereiter Nachbar auf ihre Bestellung bringt. Die behutsamen Öffnungen, die auch unsere Anrufenden betreffen könnten, bergen oft neue Ausschlüsse. So können nicht wenige zum Beispiel Tickets oder Bestellungen nicht über Apps oder Internet buchen, weil ihr Handy eben eines „nur zum Telefonieren“ ist. Vor allem aber zeigen die Feedbacks unserer Telefonist_innen zweierlei: Auch wenn zum Glück nach wie vor nur bei einem Bruchteil der Gespräche unsere Anrufenden den Sinn ihres Lebens angesichts der jetzigen so unwägbaren Bedingungen infrage stellen – es sind weit mehr als zuvor. Positiv scheint, dass jetzt viel mehr Männer anrufen und über ihre Einsamkeitsgefühle und deren Folgen sprechen wollen. Das könnte eine der Hoffnung weckenden Begleiterscheinungen dieser Krise sein – Einsamkeit wird vom stummen Tabu zur Normalität und kann damit ganz anders als je zuvor besprochen und bekämpft werden. Am 12./13. November 2020 findet der Kongress "Netzwerk gegen Einsamkeit im Alter" statt. Bedingt durch die Unsicherheiten der Corona Krise, hat sich Silbernetz entschieden, diese Veranstaltung weitgehend online zu organisieren.
Den aktualisierten Kongress Flyer mit dem Programm für beide Tage gibt es hier als pdf. zum Download. Bei Interesse können Sie sich hier für die Veranstaltung anmelden. Auf Nachfragen zum Silbernetz-Kongress antworten wir gern per Email über kongress(at)silbernetz.de Am 10. Juni erhielt Silbernetz-Gründerin Elke Schilling den Zugabe-Preis der Körber Stiftung. Begleitet wird die Verleihung des Zugabe-Preises der Körber Stiftung auch von einer 18/1-Plakatkampagne mit dem Motto „Von wegen Risikogruppe“ – eine hochaktuelle politische Aussage. Ausgezeichnet hat die Körber Stiftung neben Elke Schilling drei weitere innovative Preisträger, die Unternehmer mit 60+ geworden sind. Einen Nachbericht zur Veranstaltung gibt es hier. Der Mitschnitt der Peisverleihung kann aktuell über die Facebook Seite der Stiftung abgerufen werden. Silbernetz mit neuen Ergebnissen zu Einsamkeit im Alter in Deutschland
– Studienzusammenfassung erscheint zu Kongress in November Dies sind die Vorab-Ergebnisse einer Studie, die „dreifakt“ im Auftrag von Silbernetz vornahm. Die Befragung erfolgte durch „dreifakt – Befragungen und Marktforschung“ in der Zeit vom 26.03.2020 bis 28.04.2020 telefonisch. Das Marktforschungsunternehmen befragte 1.003 zufällig ausgewählte Personen, die zum Zeitpunkt der Befragung mindestens 60 Jahre alt waren. Die Studie ist repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 60 Jahren. Um ein repräsentatives Bild der über 60-Jährigen abzubilden bildete „dreifakt“-Quoten hinsichtlich Alter, Geschlecht und Bundesland. - Einsamkeit ist ein gesellschaftliches Problem. - 12 Prozent der Befragten fühlen sich einmal oder mehrmals in der Woche einsam. - Ältere Menschen im Osten fühlen sich im Durchschnitt einsamer als ältere Menschen im Westen. - 80 bis 90-Jährige fühlen sich am stärksten einsam. - Die meisten der Befragten leben in 1-Personen Haushalten. Die Einsamkeit ist hier am höchsten. - Über 20% der Befragten fühlen sich „sehr einsam“. - Corona hat das Leben der Befragten sehr stark verändert. Über ein Viertel der Befragten sagen, dass Corona das Einsamkeitsgefühl verstärkt hat. - 5 Prozent der Befragten würden ein anonymes Hilfetelefon nutzen, aber erst 1,3% haben das getan. Es gibt hier also ein erhebliches Potential. Die Grafiken zu diesen Ergebnissen können hier geladen werden. Zum Hintergrund: Silbernetz hat eine Befragung über Einsamkeit im Alter in Deutschland in Auftrag gegeben. Untersuchungen in Deutschland ließen beispielsweise im Rahmen des Deutschen Alterssurvey die Datenerhebung bisher bei Menschen bis 85 Jahren enden. Silbernetz setzt sich etwa gemeinsam mit WeLobby seit 2019 dafür ein, auch Hochaltrige in Studien zu berücksichtigen, wie es der Deutsche Hochaltrigkeitssurvey D80+ nun umsetzen wird. Die vollständigen Ergebnisse der Studie werden auf unserem Kongress im November vorgestellt. |
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October 2022
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