Unter dem Motto “Dream crazier - just do it” stellte der Turnschuhhersteller Nike im Februar ein Video ins Netz, das tief eingewurzelte Stereotype nutzt, um Frauen in ihrer Vielfalt zu zeigen und sie zu ermutigen, ihre sogenannten "Verrücktheiten" selbstverständlich zu leben. Fast zehn Millionen Aufrufe hatte dieses Video bis heute. Auch mich hat es angesprochen - und die Frage danach aufgeworfen, wie wohl ein Video aussehen könnte, das die stereotypen "Verrücktheiten" alter Menschen in Frage stellt? Falls jemand ein so ansprechendes Video produzieren würde, wie viele Aufrufe könnte es wohl erreichen? Wie viele Stereotype über das Alt-Sein in unserem Unterbewusstsein hindern uns daran, Alter mit all seinen Möglichkeiten bewusst zu leben? Wie kommt es, dass Ältere so schwer eingestehen können, alt zu sein? Und was ist "alt" überhaupt? Sind wir alt, wenn wir die Menopause hinter uns gelassen haben oder die Kinder erwachsen sind, wenn wir geistig, körperlich und/ oder emotional abbauen, wenn unsere Mobilität nachgelassen hat oder wir technischem Fortschritt nicht folgen wollen oder können, wenn wir aus dem Berufsleben ausgeschieden, im Ruhestand sind oder Rente beziehen (sollten), wenn wir die/der letzte aus dem gemeinsamen Einschulungsjahr sind und unsere Fähigkeiten oder Möglichkeiten, neue Beziehungen einzugehen sich drastisch verringern? Wie komfortabel für uns selbst und für unsere Umgebung ist es, wenn wir uns behaglich in diesen Stereotypen einrichten, anstatt verrückt genug zu sein, die Vorteile eines jeden Alters bewusst zu leben? Silbernetz reagiert mit seinem Angebot auf das Phänomen vielfach vorhandener Zusammenhänge zwischen Alter und Einsamkeit. Ist ein Phänomen jedoch erst einmal benannt, besteht aber nach Erfahrungen der Sozialwissenschaft zugleich die Gefahr, dass man es dadurch sogar noch verstärkt. Es versteht sich von selbst, dass Silbernetz auf keinen Fall einen Stereotypen namens "Alter bedeutet Einsamkeit" mitzementieren will. Vielmehr wollen wir die Menschen, bei denen Alter und Einsamkeit zusammentreffen, aus der Einsamkeit hinaus begleiten und zeigen, dass Alter eine gute Sache sein und Spaß machen kann. Man könnte meinen, das es einer beträchtlichen Portion Verrücktheit bedarf, die Idee der britischen The Silver Line aufzugreifen und hier in Deutschland umzusetzen. Aber niemand konnte ahnen, dass die unterschiedlichen Ausgangsbedingungen im Vereinigten Königreich und Deutschland den Aufbau von Silbernetz überproportional verlängern und erschweren würden. Der Sturheit bedarf es dazu auch. Auf unserer Facebook-Seite picken wir darüber hinaus immer wieder wunderbar ermutigende Beispiele von alten Menschen heraus, die weltweit fraglos ihre verrückten Träume leben. Ich würde mich sehr freuen, wenn die so verrückten wie revolutionären Ideen alter Menschen jemandem ein Video unter dem Motto "Dream crazier, Oldie - just do it" wert wären - gegebenfalls auch Nike. Fitte alte Menschen mit Turnschuhen - und in Bewegung - zu finden, erscheint mir dabei als das kleinste Problem. Ihre Elke Schilling
Silbernetz-Initiatorin und seit fünf Jahren besessen von einer Idee, die viele für verrückt hielten Die Commerzbank-Stiftung unterstützt den Silbernetz e.V. beim Ausbau der Silberinfo, der ab 01.06.2019 als neues Teilprojekt an den Start geht. Die Silberinfo bildet die Schnittstelle zwischen vorhandenen Angeboten im Kiez und den älteren Menschen, die sie benötigen, denen sie helfen können, die aber oft nicht über sie informiert sind und unterstützt zudem die Pflege regionaler Datenbanken zur Altenhilfe. Mit den Mitteln, die Stiftung zur Verfügung stellt, kann der Silbernetz e. V. vom 01.06.2019 bis zum 31.12.2019 eine Koordinatorin für monatlich 28 Stunden beschäftigen, die zu diesem Zweck den Berliner Hilfelotsen durch die Angebote für Ältere im Kiez ergänzt. Der Hilfelotse bringt das Potenzial für eine bedeutende regionale Datenbank mit. Im Rahmen des Teilprojekts Silberinfo werden die Informationen über Angebote für ältere Menschen in den Berliner Stadtbezirken gesammelt und in das Recherchesystem des Hilfelotsen eingespeist. Der Silbernetz e.V. wird das Projekt in Kooperation mit der zuständigen Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung und der Koordinierungsstelle der bezirklichen Pflegestützpunkte umsetzen, die ihrerseits für die Aktualisierung des Hilfelotsen zuständig sind. Mit im Boot für die Nutzung und Erweiterung des Hilfelotsen ist außerdem die Social Networks GmbH, die ihn entwickelte. Wir würden uns freuen, wenn die Commerzbank Stiftung auch in den kommenden Jahren unsere Arbeit am Hilfelotsen ermöglicht, damit wir für die Klientel von Silbernetz, aber auch für andere Multiplikator_innen und internetaffine Ältere ein stets aktuelles Informationssystem zu Angeboten in den vielfältigen und zahlreichen Kiezen aller zwölf Berliner Stadtbezirke bereitstellen können.
Das viertausendste Gespräch seit dem Start des Silbertelefons begann am 18. Mai um 19:03 Uhr. Der Anrufer war ein Berliner, der sich zum ersten Mal bei uns meldete und einer, der einfach mal reden wollte. Nach sechs Minuten hatte er das für ihn Wichtigste gesagt und konnte das Gespräch für dieses Mal beenden. Das längste Gespräch dieser vergangenen sieben Monate dauerte weit über zwei Stunden. Da war anscheinend viel aufgespeichert worden, das alles auf einmal ausgesprochen werden musste. Zu den viertausend Menschen, die seit dem 24. September 2018 mit uns geredet haben, kommen fast dreimal so viele hinzu, die bei dem Versuch scheiterten. Drei Viertel der insgesamt 15.000 Anrufe kamen aus anderen Bundesländern, oder die Menschen riefen außerhalb unserer Arbeitszeit an, oder gerieten schlicht auf einen besetzten Anschluss, weil unsere Kapazität noch nicht ausreicht, alle Gespräche entgegen zu nehmen. Wir arbeiten daran, das zu verändern und bilden fortschreitend weitere künftige Mitarbeiter_innen für das Silbertelefon aus. Zugleich brauchen wir aber die Unterstützung derer, die unsere Arbeit sinnvoll und notwendig finden, und uns dabei helfen wollen, den Provider unseres Telefondienstes zu bezahlen, denn für Anrufer_innen ist das Silbertelefon kostenfrei. Mit unseren jetzigen Möglichkeiten sind derzeit täglich 25-30 Gespräche möglich. Helfen Sie uns, künftig entgegennehmen zu können! Deshalb unsere Bitte: Spenden Sie! Am besten regelmäßig. Mit einer monatlichen Spende von 12,00 € können wir zwanzig Anrufe aus dem Festnetz bezahlen oder sieben über Mobilfunk. Herzlichen Dank an alle, die jetzt schon regelmäßig spenden!
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October 2022
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