Das Team der Filmproduktionsfirma Kernfilm interviewte Silbernetz-Initiatorin Elke Schilling und die Ehrenamtliche Eveline Harder für einen neuen Dokumentarfilm. Der Film, der Ende 2019 unter dem Titel "Der marktgerechte Mensch" in die Kinos kommt, wird unter anderem vom Bundesinisterium für Kultur und Medien (BKM) gefördert und vom Kinoverleih Edition Salzgeber verbreitet. In dem Film geht es um die Veränderungen der Lebens- und Arbeitswelt und ihre Folgen. Um sich neuen Bedingungen im 21. Jahrhundert anzupassen, stehen für Menschen im Arbeitsprozess oft der Zwang zur Selbstoptimierung und wachsender Mobilität und Flexibilität im Vordergrund. Diese Entwicklung macht viele Menschen bereits während ihres Berufslebens, aber besonders im Alter einsam, denn sie führt dazu, dass ihnen die Zeit fehlt, in ihrem Arbeitsalltag tragbare soziale Beziehungen zu entwickeln. Hinzu kommt, dass ältere und alte Menschen in einer auf Effizienz bedachten Gesellschaft, aus der sich der Staat zurückzieht, zur missachteten Randgruppe werden. Außerdem werden sie auch deshalb an den Rand gedrängt, weil oft ihre finanziellen Ressourcen gering sind. Vor diesem Hintergrund stießen die Filmemacher von Kernfilm bei ihren Recherchen auf Silbernetz. Leslie Franke, die Kernfilm mitgründete, und Kameramann Stefan Corinth besuchten am Dienstag, dem 16. April, die Geschäftsstelle in der Wollankstraße, sahen sich um und sammelten Filmmaterial, Hintergrundinformationen und Statements über Konzept und Arbeit von Sibernetz und unser Kernthema Alterseinsamkeit.
Im Rahmen der Stiftungswoche lud die Open Society Foundation (OSF) Silbernetz-Gründerin Elke Schilling und Marcus Hengge von Bizim Kiez und Bündnis #Mietenwahnsinn am 04. April 2019 zum Podiumsgespräch ein. An der Berliner Stiftungswoche nehmen jedes Jahr etwa 100 Stiftungen teil, die ihren Sitz oder eine Repräsentanz in Berlin haben oder dort einzelne Projekte realisieren. Sie können dort Bürger_innen und Politik darüber informieren, in welchen Bereichen sie sich in welcher Form engagieren. Im Mittelpunkt der diesjährigen Veranstaltung in der ersten Aprilwoche stand die Frage: "Wem gehört die Stadt Berlin?" Als eines der jüngsten Mitglieder der Stiftungswoche präzisierte die Open Society Foundation (OSF) diesen Ansatz mit der Frage: "Wem gehört denn eigentlich die Stadt?" Die Stiftung mit Sitz in New York und Repräsentanz in Berlin engagiert sich weltweit u.a. für offene, tolerante Gesellschaften und die Menschenrechte. Berlin sei Zufluchtsort für bedrohte Menschen aus aller Welt, hieß es in der Ankündigung der Veranstaltung. Dazu zählten Bürgerkriegsflüchtlinge, politisch Andersdenkende und Wissenschaftler_innen aus autoritären Ländern, oder auch zivilgesellschaftliche und gemeinnützige Organisationen. Obwohl Berlin vielen einen sicheren Hafen biete, wirke die Stadt für einige ihrer alteingesessenen Bürger_innen immer unwirtlicher. Für einen Austausch über diese Entwicklung und eine Diskussion, wie das "globale" Berlin konstruktiv dazu beitragen kann, Menschen aktiv bei der Gestaltung ihrer Stadt zu unterstützen, lud die Stiftung Silbernetz-Gründerin Elke Schilling und Magnus Hengge von Bizim Kiez und Bündnis #Mietenwahnsinn in die Buchhandlung CLB im Aufbau-Haus am Moritzplatz ein. Auf dem Podium vertraten Selmin Çalışkan, die Direktorin für institutionelle Beziehungen, und Andreas Hieronymus, der Programmleiter für Migration und Integration, das Büro der Open Society Foundation in Berlin. Yael Ohana, ebenfalls OSF, moderierte die Veranstaltung, an der mit Stefan Engelniederhammer und Regine Lorenz auch die Organisator_innen der Stiftungswoche teilnahmen. Yael Ohana nutzte das so genannte Mentimeter, eine webbasierte Abstimmungsplattform, um dem mehrheitlich sehr jungen und mehrsprachigen Publikum aktive Beteiligung und die Repräsentation ihrer Meinungen zu ermöglichen. Magnus Hengge präsentierte die unterschiedlichen Perspektiven aus Grassroots-Organisationen wie dem Bündnis #Mietenwahnsinn, Cotti&Co, Community Land Trust und anderer, deren Mitglieder sich gegen die Verdrängung aus ihren Kiezen engagieren. Elke Schilling konnte verdeutlichen, wie Ältere von den Entwicklungen auf dem Wohnungsmarkt in besonderem Maße betroffen sind, die in dieser Debatte bis auf seltene Ausnahmen kaum öffentlich sichtbar werden. Ältere Menschen verlieren im Verdrängungsprozess zusammen mit ihrem Wohnraum auch das seit langem vertraute lebensnotwendige soziale Netz und Versorgungsumfeld und können dies anderenorts kaum mehr in diesem Maße aufbauen. Durch den Verlust sozialer Beziehungen und die daraus resultierende Vereinsamung kann die Wohnungskündigung im hohen Alter einem Todesurteil gleichkommen. Die Frage, ob die "Globalität" Berlins Fluch oder Segen für seine Bewohner_innen sei, wurde mehrheitlich mit letzterem beantwortet. Die Internationalisierung der Stadt durch Zuwanderung von Bewohner_innen aus aller Welt wurde generell als Segen gesehen, denn nicht sie verursacht die Verdrängung. Als eigentliches Problem benannten die Diskussionsteilnehmer_innen den Tatbestand, dass die Politik das Grundrecht auf Wohnen den Profitinteressen privater Akteure opfert. Um Entwicklungen wie die auf dem Wohnungsmarkt zu verhindern, müsse man "die Macht der Konzerne zerschlagen", brachte Andreas Hieronymus es auf den Punkt.
|
Silbernetz
Das Netz für ältere, vereinsamte oder isoliert lebende Menschen. Silbertelefon
0800 4 70 80 90 täglich von 8-22 Uhr #einfachmalreden. Silbernetz-Freund_innen. SilberInfo - Brücke zu den Angeboten im Kiez. Archiv
October 2022
|