In diesen Tagen begeht das Silbertelefon den zweiten Jahrestag der Freischaltung für Berlin.
Einen langen, manchmal mühsamen und manchmal beglückenden Weg haben wir seitdem zurückgelegt und unendlich viel dabei gelernt. Über uns selbst, über die Wirkungsweise unseres dreistufigen Angebotes, über unsere Anrufer*innen, Ehrenamtlichen und Unterstützer*innen. Und wir haben uns angepasst an die besonderen Herausforderungen, die die Corona-Pandemie mit sich bringt. Wir haben am 16.3. – mit dem Lockdown – unsere Rufnummer freigeschaltet zum Einfachmalreden für ältere Menschen in ganz Deutschland. Unsere Anrufer*innenzahl hat sich seitdem verfünffacht und wächst stetig weiter. Manche rufen täglich mehrfach an, manche nur einmal. Im Schnitt sind das derzeit täglich rund 100 verschieden Anrufer*innen. Manchen genügen drei Minuten, um sich des Gehörtwerdens zu vergewissern, manche versuchen mehrfach und hemmungslos unsere Limits auszuschöpfen und denken nicht daran, dass sie anderen die Redezeit nehmen. Viele sagen uns, wie froh sie sind, mit uns einfachmalreden zu können. Corona bescherte uns viele jüngere Anrufer*innen und sehr viel mehr meist allein lebende Menschen über 80. Die meisten möchten ihre Ängste mit den Ungewissheiten und Einschränkungen durch die Pandemie mit uns teilen, resigniert, traurig, trotzig und manchmal mit viel Humor und Gelassenheit. Unsere Fortbildung für Silbernetz-Freund*innen führen wir seit vier Monaten online durch und können damit Ehrenamtliche aus ganz Deutschland vorbereiten für ihre Telefonate mit Älteren aus allen Bundesländern. Inzwischen sind das schon über 100 und etliche begleiten bis zu drei ältere Menschen mit wöchentlichen Telefongesprächen. Das Silbernetz wächst insgesamt und wir bekommen viele freundliche und mitunter dankbare Rückmeldungen von unseren Gesprächspartner*innen auf allen Leitungen und aus ganz Deutschland. Seit dem 1. September agiert der Silbernetz e.V. autonom. Die Trennung vom Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg KdöR, der uns mit seinem Potential an Wissen und Verlässlichkeit über die ersten vier Jahre begleitet und unterstützt hat, war einvernehmlich und seit langem geplant. Wir hatten uns neu aufzustellen, da uns mit dieser Trennung vom Verband auch einige Mitarbeiterinnen verließen. Corona machte diese Veränderungen nicht einfacher. Mit einem Kickoff-Workshop haben wir den Start des neuen Teams angeschoben. Wir werden unseren Jahrestag dieses Mal nicht feiern. Einerseits bindet die Vorbereitung unseres Kongresses „Netzwerk gegen Einsamkeit im Alter“ zusammen mit der personellen Umstellung ganz viel unserer Kraft. Andererseits führen wir dreiviertel unserer Telefonist*innen und alle uns dabei unterstützenden Freiwilligen noch immer im Homeoffice und Corona verbietet uns größere Treffen mit Gästen in unseren Räumen. Dennoch möchte ich diesen Jahrestag gern nutzen, um allen, die das Silbernetz aufspannen halfen ganz herzlich für ihre Investitionen in dieses Projekt zu danken - denen, die uns inzwischen verlassen haben und andere Projekte fanden, - denen, die mit ihrem Wiederspruch halfen, unsere Argumente zu schärfen, - denen, die uns über die Zeit begleiteten, die mit Ideen, Kritik, Anregungen, Zeit, Geld und vielem anderen uns tatkräftig unterstützten und immer noch und immer wieder helfen und ermutigen, - unseren Anrufer*innen, die mit uns streiten, uns kritisch reflektieren, uns Dank sagen für unsere Arbeit und uns ihre Geschichten erzählen, berührend, heiter, nachdenklich und manchmal zornig - jeder und jedem Freiwilligen, die uns und dem Silbernetz und vor allem den Älteren ihre Zeit, Respekt und Zuwendung schenken Bitte bleiben Sie gesund und weiterhin dem Silbernetz gewogen. Ganz herzliche Grüße und viele gute Wünsche senden Ihnen Elke Schilling und das gesamte Team vom Silbernetz Comments are closed.
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Das Netz für ältere, vereinsamte oder isoliert lebende Menschen. Silbertelefon
0800 4 70 80 90 täglich von 8-22 Uhr #einfachmalreden. Silbernetz-Freund_innen. SilberInfo - Brücke zu den Angeboten im Kiez. Archiv
October 2022
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